Für mehr Biodiversität im Siedlungsraum

Jonas Landolt hat in einem spannenden Gastreferat Möglichkeiten der Renaturierung im Siedlungsbereich aufgezeigt

Zum Abschluss unseres Jahresprogramms hat Jonas Landolt, Umweltberater, Ornithologe und Inhaber des Umweltbüros inatura, einen spannenden Vortrag gehalten über Möglichkeiten zur Förderung von Artenvielfalt im Siedlungsraum, aber auch im eigenen Garten, auf dem Dach oder dem Balkon. Das Potenzial dafür sei riesig, sagt der Referent, und betreffe viele als bedroht oder verletzlich eingestufte Arten, wie etwa Zauneidechse, Feuersalamander oder Wildbienen. Eine besondere Bedeutung kommt den Insekten zu, deren Bestände in den letzten Jahrzehnten in der Schweiz und europaweit dramatisch abgenommen haben. Insekten bilden nämlich die Nahrungsgrundlage nicht nur von vielen Vögeln sondern auch von Igeln, Fledermäusen, Amphibien und Reptilien. Wie wichtig Insekten für bestimmte Vögel sind zeigt das Beispiel der Rauchschwalbe. Ein einziges Paar verfüttert den Jungen während der Nestlingszeit rund 1 kg Insekten.

Im weiteren Verlauf des Vortrags konzentrierte sich Jonas Landolt auf die Wildbienen, die eine wichtige Bedeutung als Bestäuber haben und deren Vielfalt in den letzten Jahren bedenklich abgenommen hat. Von den 640 in der Schweiz nachgewiesenen Arten, sind etwa 60 Arten verschwunden. Die Wildbienen ernähren sich meist von Pollen bestimmter Pflanzen, oft von einer einzigen oder wenigen, nahe verwandten Arten. Wenn diese fehlen wird die Wildbiene über kurz oder lang verschwinden. Zum Beispiel ist die Lauchmaskenbiene auf den Pollen von Lauchpflanzen (auch Zierlauch) angewiesen. Ein weitere, zum Überleben wichtige Voraussetzung sind geeignete Stellen zum Nisten, etwa Hohlräume im Totholz, hohle Pflanzenstängel oder lockeres, sandiges Erdreich.

Um Wildbienen zu fördern sollte deshalb das Angebot an Blüten, welche den Pollen liefern, möglichst vielfältig sein, kontinuierlich über die ganze Saison zur Verfügung stehen und gross genug sein. Die Natternkopf-Mauerbiene benötigt zum Beispiel 140 Blüten für einen einzigen Nachkommen aufzuziehen und bis zu 10'000 Blüten für eine kleine Population. Einfache Massnahmen, welche diesem Ziel dienen sind z.B. das Anlegen von Blumenwiesen (statt Rasen), Entsiegelung von Parkplätzen oder das Aufziehen von Wildblumen in Töpfen auf Balkonen und Terrassen. 

Der Referent gab darüber hinaus zahlreiche praktische Tipps und Anleitungen zur Förderung von anderen bedrohten Tierarten. Zum Beispiel, wie man im Garten einen Igelhaufen anlegen kann, oder wie ein Kleingewässer für Amphibien gestaltet sein muss. Der Vortrag endete mit einem Appell an uns alle:  

Verantwortung übernehmen - Lebensräume schaffen!

Die über 30 Zuhörer dankten dem Referenten mit einem begeisterten und anhaltenden Applaus für den inspirierenden Vortrag, der Lust macht, aktiv zu werden. (al)

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Aufwertungs-massnahmen zur Wieselförderung

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Petite Camargue Alsacienne