Vögel im Robenhuserriet am Pfäffikersee
Spannende Vogelbeobachtungen im Schnittpunkt des Vogelzuges und des beginnenden Brutgeschäft
Ein kleines Grüppchen von begeisterten Vogelliebhabern hat sich in Kempten zur Frühjahrsexkursion eingefunden, welche unter der kundigen Führung von Michael Gerber und Alberto Köhl stand. Der Zeitpunkt der Exkursion war gut gewählt, weil Mitte April einige Arten schon mitten im Brutgeschäft sind, während andere gerade anfangen ihre Territorien abzustecken. Zudem wird das Gebiet mit den im April aufkommenden Insektenbeständen auch für viele ziehende Vogelarten interessant.
Im ersten Abschnitt der Exkursion ging es durch abwechslungsreiches Kulturland mit Feldern und Obstbäumen. Dort konnten wir nebeneinander Rabenkrähen und Saatkrähen beobachten. Während die ersteren bei uns sehr häufig sind und in grossen Schaaren (sogenannte Junggesellen-Schwärme) auftreten, sind Saatkrähen, kenntlich an den grauweissen Flecken im Gesicht und dem hellen Schnabel, seltener. Trotz gemeinsamen Lebensraums gibt es offensichtlich keine Bastardierungen zwischen den beiden Arten.
Das eigentliche Riet am Pfäffikersee ist geprägt durch ein Mosaik von Flach- und Hochmooren, welche durch Gebüsche und Hecken durchsetzt sind. Wegen des mangelnden Regens in den letzten Wochen und Monaten war die Vegetation allerdings sehr trocken, sodass niemand mit nassen Füssen rechnen musste. In den Gebüschen leben zahlreiche Singvögel, so konnten wir zum Beispiel Goldammern beobachten, welche am intensiv gelben Kopf und dem rostfarbenen Bürzel zu erkennen sind. Ein weiterer Vogel, den wir zu Gesicht bekamen, war der Gartenbaumläufer, der neben seinem typischen Verhalten vor allem an der Stimme, einem lauten «tüüt» gefolgt von einem kurzen, rhythmischen Gesang, zu erkennen ist.
In den Feuchtgebieten konnten wir eine zweite Ammernart beobachten, die Rohrammer. Sie macht sich besonders dann bemerkbar, wenn das Männchen von einem hohen Schilfhalm aus seinen einfachen Gesang vorträgt.
Eine bemerkenswerte Sichtung war das farbenprächtige Schwarzkehlchen, welches wir zweimal in aufrechter Haltung und hektisch mit den Flügeln zuckend auf einer Baumspitze beobachten konnten. Schwarzkehlchen sind Kurzstreckenzieher und kehren in milden Wintern früh in ihre Brutgebiete zurück. Es ist auf der Roten Liste der Schweiz als potentiell gefährdet eingestuft.
Auf dem Rückweg nach Kempten sind uns von den Exkursionsleitern eine Reihe weiterer, interessanter Vogelarten gezeigt worden, unter anderem Distelfink und Gartenrotschwanz. Der Gartenrotschwanz ist, anders als der Name sagt, selten in Gärten anzutreffen. Das Männchen unterscheidet sich vom Hausrotschwanz durch die leuchtend rostrote Farbe von Brust, Schwanz und Bürzel. Der Gartenrotschwanz ist ein Langstreckenzieher und verbringt die Hälfte des Jahres in der Sahelzone. Vermutlich war das beobachtete Exemplar ein Durchzieher.
Während der abwechslungsreichen Exkursion blieb sogar noch Zeit beim Seebadkiosk am Pfäffikersee gemütlich einen Kaffee zu trinken. (al)